Die Frießinger Mühle

Die Frießinger Mühle

2560 1707 VR Bank HSH

Durch Neuanfänge immer weiter gewachsen

Nach zwei Bränden und einer Betriebsverlagerung wurde der Grundstein für das heutige Unternehmen gelegt.

Die passende Idee zur richtigen Zeit hat die Frießinger Mühle zu dem gemacht, was sie heute ist: Das Unternehmen, das seinen Sitz in Bad Wimpfen hat, gehört zu den Top 5 der Mühlenbetriebe in Deutschland. In den 164 Jahren seit der Gründung hat sich der Familienbetrieb aus einer kleinen Mühle im Murrtal entwickelt: In Kirchberg an der Murr begann alles 1859 mit Johann Jakob Frießinger und einer kleinen Wassermühle. Seinerzeit konnte der Müllermeister etwa eine Tonne Getreide pro Tag vermahlen. Rund ein Jahrhundert hat die Familie so gearbeitet. In der 1950er Jahren brannte der Betrieb komplett ab. Den Wiederaufbau nutzte die Familie für eine Automatisierung der Mühle und einen Ausbau der Kapazitäten auf acht Tonnen pro Tag. „Damals haben meine Vorfahren gedacht, dass diese Menge mindestens eine Generation reichen würde“, erzählt Juniorchef Willi Erich Frießinger. Doch weit gefehlt, sie wurde immer wieder bis auf 75 Tonnen Tagesleistung erweitert. Als 1987 die Mühle ein weiteres Mal durch ein Feuer vernichtet wurde, suchte Großvater Willi Frießinger senior nach einem anderen Grundstück, weil im Murrtal der Platz fehlte.

Die Familie wurde schließlich im gut 50 Kilometer entfernten Bad Wimpfen fündig: Sie konnte ein ehemaliges Kraftfutterwerk direkt am Neckar kaufen und es nach eigenen Wünschen umbauen. Die neue Mühle hatte eine Kapazität von 150 Tonnen pro Tag. Durch die Nähe zur Autobahn und zum Hafen wuchs das Unternehmen kontinuierlich bis zu einer heutigen Tagesleistung von 1200 Tonnen, „eine gigantische Entwicklung für uns“, sagt Willi Erich Frießinger.

Zu dem idealen Standort kamen noch die guten Ideen: Nachdem die Familie Tag und Nacht arbeitete und auf Urlaub verzichtete, stieg sie in den 1990er Jahren in die Weiterverarbeitung und die Veredelung ihrer Produkte ein: Die ersten Brotbackmischungen wurden kreiert und angeboten – ein großer Erfolg. Dazu trug der Trend bei, Brot mithilfe von Backautomaten selbst zu backen: Durch diese Kombination verkaufte das Unternehmen 45.000.000 Backmischungen pro Jahr. Durch diese Entwicklung wuchs der Familienbetrieb aus eigener Kraft weiter.

Doch nicht jeder Trend hält ewig an, darum suchte das Unternehmen nach weiteren Wachstumsmöglichkeiten: 2010 begann die Familie mit der Herstellung von Dinkelmehlen – eine Alternative zum klassischen Weizenprodukt. Innerhalb kürzester Zeit konnte die vermahlene Tagesmenge deutlich erhöht werden.

2015 stieg Willi Erich Frießinger als erster Vertreter der 6. Generation mit der passenden Ausbildung in den Betrieb ein: Nach seinem Dualen Studium der Betriebswirtschaft, Fachrichtung Logistik, und ersten Erfahrungen bei einem großen Lebensmitteleinzelhändler, machte er eine Lehre als Müller mit Meisterbrief und bildete sich zum Müllereitechniker weiter. Weil an der Schweizer Schule zu dieser Zeit kein deutschsprachiger Kurs angeboten wurde, biss er sich durch den englischsprachigen. Schon kurze Zeit später erwies sich das als Fügung des Schicksals: Ein großer Kunde stellte sich internationaler auf und die Kommunikation läuft seitdem problemlos auf Englisch.

Vor zweieinhalb Jahren kam Schwester Lisa Frießinger in das Unternehmen, nach einem Dualen Studium der Betriebswirtschaft, Fachrichtung Internationaler Handel und Einkauf. Auch sie sammelte bei einem Lebensmitteleinzelhändler erste Erfahrungen, bevor sie ihre Tätigkeit im elterlichen Betrieb antrat. So ist das Unternehmen mit seinen derzeit rund 250 Mitarbeitern gut aufgestellt und auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet – begleitet von der VR Bank als Hausbank:  Der Wandel von einem Handwerks- zu einem Industriebetrieb ist gelungen und mit Bioprodukten ist ein weiteres Standbein dazugekommen.

Neben den selbst produzierten Mehlen und Mischungen bietet das Unternehmen heute für Großabnehmer ein Portfolio von Handelswaren an: „So können sie flexibel bestellen und werden mehrmals die Woche mit Artikeln beliefert, das Verhältnis ist etwa 80 Prozent eigene und  20 Prozent Handelsprodukte“, rechnet Willi Erich Frießinger vor.

In den nächsten Jahren wird die sichere Versorgung mit qualitativ hochwertigen Mehlen eine immer wichtigere Rolle spielen: Durch den Klimawandel mit extrem heißen und trockenen oder sehr nassen Sommern werden Neuzüchtungen von Getreidesorten benötigt, die diese Schwankungen ausgleichen können. Die Frießinger Mühle lagert hierfür Getreide ein und mischt die verschiedenen Jahrgänge, um eine möglichst gleichbleibende hohe Qualität des günstigen Grundnahrungsmittels vorrätig zu haben. Dazu ist auch eine enge Zusammenarbeit mit den Landwirten in der Region wichtig, betont Willi Erich Frießinger. Das Unternehmen versorgt rund sieben Millionen Menschen mit seinen Produkten weit über die Region hinaus. Bis beispielsweise nach Spanien liefert die Mühle ihre Mehle.

Eine weitere Herausforderung ist der Energieverbrauch des Unternehmens: „Wir benötigen circa 34 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr, soviel wie 10.000 Haushalte“, überschlägt der Juniorchef. „Da gibt es ein großes Einsparpotenzial.“ So wird seit Jahren Ökostrom eingekauft, ein ausgeklügeltes Energiemanagement betrieben und möglichst viele Transporte werden auf dem Wasserweg erledigt. Für einen geringen CO2-Fußabdruck müssen auch die Lieferantenbeziehungen überdacht werden: Getreide aus der Region ist dafür besser geeignet als Bioware, die weite Transportwege zurücklegen muss.

„Durch mutige Entscheidungen des Großvaters und des Vaters hat sich unser Unternehmen so gut entwickelt“, unterstreicht Willi Erich Frießinger. „Sie haben den Grundstein für das Wachstum gelegt.“

Hinterlasse eine Antwort